E-Mail-Zustellprobleme mit Klaviyo: Was tun, um die Zustellbarkeit zu verbessern?

Kaum ein E-Mail-Marketing-Tool hat in den letzten Jahre für mehr Furore gesorgt als Klaviyo. Der Anbieter konnte seinen Marktanteil zuletzt innerhalb von 12 Monaten verdoppeln. Aber wo gehobelt wird, fallen auch Späne. Und so klagen viele Anwender über Zustellprobleme. Was tun?

Klaviyo ist vor allem im E-Commerce die unangefochtene Nummer Eins unter den Newsletter-Tools. Nicht zuletzt aufgrund des enormen Funktionsumfangs. In diesem Artikel zeige ich dir, wie du deine E-Mail-Zustellbarkeit verbessern kannst.

klaviyo

Wie machen sich Zustellprobleme in Klaviyo bemerkbar?

Wie allgemein im E-Mail-Marketing lassen sich Zustellprobleme nicht immer so leicht erkennen. Wobei Klaviyo zu den wenigen Produkten gehört, welches immerhin einige nützliche Kennzahlen und Features bereitstellt.

Der Deliverability Score

Um Zustellprobleme frühzeitig erkennen zu können, stellt Klaviyo Usern den sogenannten „Deliverability Score“ zur Verfügung. Eine Metrik, welche die Zustellbarkeit auf einer Skala von 0 bis 100 beschreibt.

Genauer gesagt handelt es sich hier um den „Engagement Quality Score“ von SendGrid. Denn Klaviyo nutzt dessen Versandinfrastruktur. Der angezeigte Wert sollte den Schwellenwert von 80 nie unterschreiten.

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Dieser Score hat wenig mit diener IP bzw. Domain Reputation zu tun. Überhaupt ist dessen Aussagekraft sehr begrenzt, weil SendGrid nur Informationen betrachten kann, auf die das Tool direkt zugreifen kann: Versandvolumen innerhalb des Accounts inkl. Bounces, Spam Complaints, Clicks, Opens.

Also sind Zustellprobleme auch bei einem Score von 99% durchaus möglich.

Typische Ursachen für Zustellprobleme mit Klaviyo

IP Reputation

Standardmäßig teilen sich Nutzer von Klaviyo eine „Shared IP“. Genauer gesagt eine IP von SendGrid. Denn Klaviyo nutzt (fast) ausschließlich deren Mailserver. Das ist zunächst mal kein Problem. Aufgrund der fehlenden Kontrolle über die Infrastruktur ist jedoch die Gefahr groß, dass man die IP mit Kunden teilt, die sich wenig um Datenhygiene und Email Engagement scheren. Neukunden starten deshalb mit IPs, die eine eher mittelmäßige Reputation haben. Abhängig von deren Qualität des Email Engagements, werden sie mit der Zeit entweder auf- oder abgerankt. Das läuft weitgehend automatisiert.

Authentifizierung (SPF, DKIM und DMARC)

Unverzichtbar ist bei Klaviyo die Implementierung einer „Branded Sender Domain“. Wer darauf verzichtet, tut sich kein Gefallen. Wichtig ist jedoch, dass die Domain möglichst schon etwas älter ist und die Authentifizierung vollständig ist. Und das für die für die (Root) Domain ein Webauftritt existiert.

Wie lassen sich Probleme erkennen?

Weitere Indikatoren für ein Zustellproblem:

  • Eine Open Rate von durchweg unter 25 %.
  • Unique Click Rates von weniger als 2 %.
  • Eine Complaint Rate von regelmäßig mehr als 0,1 %.
  • Eine auffällig hohe Bounce Rate bei einzelnen Empfänger-Domains.

Engagement Churn und inaktive Kontakte als als Ursache für Zustellprobleme

Oft sind inaktive Kontakte das Problem. Also Abonnenten, die bereits seit Monaten nicht mehr mit deinen E-Mails interagieren. Das wirkt sich negativ auf deine Email Domain Reputation aus. 

Wage mal ein Experiment und ermittle deinen Click Reach für 1, 3, 6 und 12 Monate. Also den Anteil deiner Newsletter-Empfänger, die in dieser Zeit geklickt haben. Um diese Kennzahl ermitteln zu können, sollten in deinen „Standardeinstellungen“ die „Anonymisierung von Trackings“ deaktiviert sein. (DSGVO beachten!)

Vorgehensweise:

  1. Auf Kontakte -> Segmente wechseln
  2. Ein neues Segment erstellen
  3.  Filter anlegen (mind.1 x geöffnet ODER mind. 1 geklickt innerhalb von 3 Monaten)
  4. Segment abspeichern

Jetzt hast du deine aktiven Kontakte ermittelt. Umgekehrt weißt du also, wie viele deine Kontakte inaktiv sind. Und wie sich deren Anteil von Monat zu Monat verändert. Tipp: Ein Anteil inaktiver Kontakte von mehr 40 % nach 6 Monaten ist kritisch. Vor allem, wenn der Anteil, steil ansteigt.

Kohortenanalysen für noch mehr Insights

Um noch tiefer einzusteigen, lohnt sich ein genauer Blick auf die Engagement-Daten. Mittels einer retrospektiven Kohortenanalyse. Voraussetzung: Dir liegen für wenigstens sechs Monate vollständige Engagement-Daten vor. Und du hast eines dieser beiden Klaviyo-Produkte lizenziert:


Mit Kohortenanalysen kannst du folgendes ermitteln:

  • Wie verhalten sich Anmelder? Wie häufig klicken sie je Tag, Woche und Monat?
  • Wie verhalten sich bestimmte Zielgruppen?
  • Wann melden sich Anmelder wieder ab?
Klaviyo Kohortenanalyse

Lösungsansätze

Eine schwache Domain Reputation ergibt sich häufig aus einer hohen Anzahl inaktiver Kontakte. Also Abonnenten, die bereits seit Monaten nicht mehr mit deinen E-Mail-Inhalten interagieren. Mail Box Provider gehen dann davon aus, dass deine E-Mails unerwünscht sind. Sie erwarten deshalb, dass du deine Listen regelmäßig aufräumst.

Lösche deshalb Kontakte, die seit mehr als 6 bis 8 Monaten nicht mehr aktiv waren. Und versuche Kontakte mit nur noch wenig Engagement zu reaktivieren. 

Die Lösung? Das Aufsetzen eines Sunset-Flows kann helfen. Aber hier ist Vorsicht angebracht. Generell sollten jedoch Abonnenten mit weniger Engagement seltener kontaktiert werden.

Dedizierte IP als Lösung aller Probleme?

Klaviyo bietet seinen Kunden gerne dedizierte IPs an und suggeriert so eine bessere Zustellbarkeit der E-Mails. Das ist jedoch ein Trugschluss.

  1. Für eine dedizierte IP sollte das Versandvolumen mindestens 100.000 E-Mails je Monat umfassen. Und zwar möglichst gleichmäßig über den gesamten Zeitraum verteilt. Zum Beispiel durch Transaktions-Mails. Versandfreie Wochen aufgrund von Urlaub o.ä. sind eher kontraproduktiv. 
  2. Jungfräuliche und vernachlässigte IPs müssen immer erst „aufgewärmt“ werden. Man emailt also nicht wie gewohnt drauf los, sondern erhöht das E-Mail-Volumen schrittweise auf das gewünschte Niveau. So etwas kann einige Wochen dauern. Begonnen wird mit etwa 5.000 E-Mails. Das Volumen wird Tag für Tag um etwa 25% erhöht.
  3. Solange zuhauf inaktive Kontakte oder sonstige Uralt-Datensätze unbekannter Herkunft in Listen schwirren, ist zunächst aufräumen angesagt. Denn nach dem Umstieg wird man nicht mehr von anderen Nutzern einer Shared IP „gerettet“. (Auch sonst muss nun das Thema Engagement ernst genommen werden!)

Welche sonstigen Maßnahmen bieten sich an?

  1. Richte unbedingt eine saubere Domain-Authentifizierung ein. Hier findest du eine Anleitung.
  2. Setze auf Double-Opt-in und achte auf eine umfassende Datenhygiene. 
  3. Vermeide Darstellprobleme, denn diese verringern das Email Engagement. 
  4. Akzeptiere, dass deine IPs hin und wieder schwächeln und konzentriere dich auf deine Email Domain Reputation
  5. Richte ein ganzheitliches Monitoring ein und bekämpfe Probleme noch bevor sie sich ausbreiten.

Kostenlose Beratung

Mit Email Deliverability verhält es sich wie mit dem Zahnarztbesuch: Hinauszögern kann sehr schmerzhaft sein. Lass uns sprechen, um präventiv geeignete Maßnahmen zu ergreifen.

Frank Rix

Autor: Frank Rix

Nutzer von Klaviyo müssen regelmäßig mit Zustellproblemen rechnen. Je komplexer das Set-up und je älter der Datenbestand, desto höher das Risiko. Die bereitgestellten Kennzahlen sind jedoch keine große Hilfe. Generell empfehlenswert ist die Nutzung von Double-Opt-in (DOI) sowie eine ausgeprägte Datenhygiene.