Wie hilfreich ist eine dedizierte IP für den E-Mail-Versand tatsächlich?

Auch im E-Mail-Marketing gibt es einen Drang zu Quick-Wins. Zur Verbesserung der Zustellbarkeit besonders beliebt: Der Einsatz einer dedizierten IP-Nummer für den Versand. Doch ist das tatsächlich ratsam? In einigen Fällen tatsächlich. Sehr häufig aber auch nicht.

Was ist eine dedizierte IP für den E-Mail-Versand?

Die IP-Nummer ist ein wichtiges Kriterium zur Identifikation von Spam. Weshalb Administratoren sich große Mühe geben, ihre Mailserver und IPs vor Missbrauch zu schützen. Ist das Versandvolumen jedoch sehr gering, ist das nicht so einfach.

Werden werbliche E-Mails in großer Anzahl versendet (z.B. Newsletter), ist ein hohes und möglichst gleichmäßiges Versandvolumen über die betreffende IP noch wichtiger. In diese Kerbe schlagen ESPs, wenn sie ihre Kunden über eine Shared IP versenden lassen. Das Kalkül: Spam untersagen und mit den ISP kooperieren. Und so eine hohe E-Mail-Zustellbarkeit sicherstellen.

Nun wünschen sich einige Versender mehr Unabhängigkeit. Vor allem dann, wenn sich die sonstigen Kunden des ESPs sich nicht so sehr um Datenhygiene und  Email Engagement bemühen. Die Lösung: Eine eigene, exklusive („dedizierte“) IP für den E-Mail-Versand. 

Wann ist der Wechsel auf eine dedizierte IP sinnvoll?

1. Ausreichendes Versandvolumen bei hoher Versandfrequenz

Für eine dedizierte IP wird gemeinhin ein Versandvolumen von mindestens 100.000 E-Mails pro Monat empfohlen. Je gleichmäßige sich das Versandvolumen über den Monat (und das ganze Jahr) verteilt, desto besser. Dabei kann ein “Grundrauschen” durch Transaktions-Mails helfen. Oder auch das Teilen der IP mit weiteren (eiegenen) Brands / Domains. 

Versendest du über die IP ausschließlich Transaktionsmails, darf das Volumen auch etwas geringer sein. Denn große Schwankungen im Volumen und Spambeschwerden sind dann nicht zu erwarten. 

2. Genug Ressourcen für IP-Warmup

Jungfräuliche und vernachlässigte IPs müssen immer erst „aufgewärmt“ werden. Man emailt also nicht wie gewohnt drauf los, sondern erhöht das E-Mail-Volumen schrittweise auf das gewünschte Niveau. So etwas kann einige Wochen dauern. Begonnen wird mit etwa 5.000 E-Mails. Das Volumen wird Tag für Tag um etwa 25% erhöht. „Automatisiertes“ Aufwärmen mittels spezieller Tools ist generell nicht zu empfehlen. 

Faktoren E-Mail-Zustellbarkeit

3. Bereinigte Daten und Mechanismen zur Datenhygiene

Solange zuhauf inaktive Kontakte oder sonstige Uralt-Datensätze unbekannter Herkunft in Listen umherschwirren, ist zunächst aufräumen angesagt. Denn eine schwache Datenhygiene sendet negative Signale an des Mail Box Provider. 

Email Sender Reputation

4. Genug Ressourcen für Security, Monitoring und Wartung

Eine eigene IP bedeutet fortlaufendes Monitoring der IPs und Domains. Vor allem im Hinblick auf Email Domain Reputation, Spamtrap Hits, Beschwerden und Authentifizierung  (SPF/DKIM/DMARC). Einige ESPs bieten hier zwar ihre Services an, aber eben nicht alle(n). Und selten voll umfänglich. Es entstehen also oft zusätzliche Kosten.

In dem Zusammenhang rate ich auch auf einen umfassenden Schutz aller Webformulare vor Missbrauch.

5. Vorhandensein von Fallback und Redundanz

Nutzer einer dedizierten IP müssen immer damit rechnen, dass diese temporär nicht nutzbar sind. Zum Beispiel durch List Bombing oder sonstiger Outbound Spam. Dann hilft nur die Möglichkeit, jederzeit zurück auf eine Shared IP switchen zu können. Oder noch besser: Redundanz in Form eines eigenen IP-Pools. Das vervielfacht jedoch den Kosten- und Wartungsaufwand enorm.

Ergänzende Artikel

Frank Rix

Autor: Frank Rix

Eine dedizierte IP für den E-Mail-Versand bietet zweifelsohne große Vorteile. Vor allem viele Freiheiten. Dennoch lohnt sich der Umstieg nur in Ausnahmefällen. Und erst nach der Erledigung einiger Hausaufgaben.

Kostenlose Beratung

Mit Email Deliverability verhält es sich wie mit dem Zahnarztbesuch: Hinauszögern kann sehr schmerzhaft sein. Lass uns sprechen, um präventiv geeignete Maßnahmen zu ergreifen.