Email Engagement messen: Die wichtigsten KPIs für bessere Zustellbarkeit

Im E-Mail-Marketing sind KPIs unverzichtbar, um den Erfolg von Kampagnen objektiv zu bewerten. Vor allem, wenn du Zustellproblemen auf die Spur kommen willst.

Nur: Nicht jede Metrik ist selbsterklärend und manche werden regelmäßig falsch interpretiert. Besonders dann, wenn man Engagement mit „Open Rate gut, alles gut“ verwechselt. In diesem Artikel zeige ich dir, welche Engagement-KPIs wirklich helfen, welche dich in die Irre führen können und wie du aus Kennzahlen konkrete Maßnahmen ableitest.

Warum Email Engagement der Schlüssel zur Zustellbarkeit ist

Zustellbarkeit ist kein Schalter, den man einmal umlegt. Sie ist das Ergebnis von Verhalten.

Mailbox Provider beobachten nicht deine Absicht, sondern Reaktionen:

  • Wird deine Mail geöffnet (so gut das überhaupt messbar ist)?
  • Wird geklickt (und war es ein Mensch)?
  • Wird abbestellt oder als Spam markiert?
  • Bleiben viele Empfänger über Wochen inaktiv?

Engagement ist damit die Währung. Zustellbarkeit ist der Wechselkurs. Wenn du den Wechselkurs langfristig verbessern willst, brauchst du ein Engagement-Set-up, das mehr kann als „Open Rate anschauen und hoffen“.

Die 3 Ebenen von Engagement (damit dein Dashboard Sinn ergibt)

Viele Dashboards sind eine bunte Sammlung von Zahlen. Besser ist ein System:

1) Signal-Engagement

Leicht messbar, aber oft verzerrt:

  • Open Rate
  • CTR
  • CTOR

2) Intent-Engagement

Stärkerer Indikator für echtes Interesse:

  • Unique Clicks
  • Click Reach
  • Conversions nach Klick (wenn du sie messen kannst)
  • Replies (bei dialogorientierten Formaten)

3) Reputation-Engagement

Das sind die Signale, die deiner Zustellbarkeit wehtun oder helfen:

  • Spam Complaints (wenn verfügbar)
  • Unsubscribe Rate
  • Inaktivität (Silent Churn)
  • Bounce-Signale (als Hygiene-Indikator)

Ab hier wird klar: Opens und Klicks sind nicht unwichtig, aber sie sind nur ein Teil der Geschichte.

Das Engagement-Dashboard, das wirklich hilft

Wenn du nur eine Sache aus diesem Artikel mitnimmst, dann diese Tabelle. Sie ist deine Übersetzung von „Zahl“ zu „Handlung“.

ZielKPIWas es wirklich sagtTypischer DenkfehlerBesser zusammen ansehen
Content attraktiver machenClick Reach (Unique Clickers / Sends)Wie viele Empfänger wirklich klicken. Stabiler als „Anzahl Klicks“.„Viele Klicks = gut“ (Bots, Mehrfachklicks, Link-Scanner).Unique Clickers, Bot-Checks, Sessions/Conversions nach Klick
Betreff/Hook bewertenOpen Rate (nur Richtung)Grobe Tendenz, ob Einstieg zieht. Nicht als harte Wahrheit geeignet.„Open Rate ist die wichtigste KPI“ (MPP, Prefetch, Pixel-Blocker).Click Reach, Unsubscribe Rate, Aktive Rate
Inhalt vs. Einstieg trennenCTOR (Unique Clicks / Unique Opens)Wie gut Inhalt zu Klicks führt, wenn „Öffnung“ halbwegs brauchbar ist.„CTOR ist objektiv“ (Opens und Klicks können beide verzerrt sein).Click Reach, Unique Clickers, Bot-Checks
Relevanz & Erwartung testenUnsubscribe RateOb du Erwartungen triffst. Kann „gesund“ sein, wenn sie moderat und stabil ist.„Abmeldungen sind immer schlecht“ (manchmal ist es Listenpflege).Complaint-Spitzen, Frequenz, Segment- und Themenanalyse
Frühwarnsystem für ListenqualitätEngagement ChurnWie viele von „aktiv“ zu „inaktiv“ abrutschen. Zeigt Probleme früh.„Sinkt halt saisonal“ (oft steckt Themen-/Zielgruppen-Drift dahinter).Aktive Rate, Reaktivierungsquote, Signup-Quellen
Zustellbarkeit nicht verspielenSpam Complaints (wenn verfügbar)Das härteste Negativsignal. Steigt es, ist Ursachenforschung Pflicht.„Passiert halt“ (meist Erwartungs- oder Relevanzproblem).Unsubscribe Rate, Segmentierung, Onboarding/Consent-Qualität
Klickqualität prüfenTime-to-First-Click (optional)Wie schnell echtes Interesse entsteht. Extrem schnelle Klicks können Bot-Hinweise sein.„Schnell = immer gut“ (bei 2 Sekunden oft Scanner).User-Agent/Geo-Muster, Sessions nach Klick, Bot-Filter

1. Öffnungsrate (Open Rate)

Formel

				
					Öffnungsrate = (Unique Opens / Anzahl der zugestellten E-Mails) * 100
				
			

Bedeutung

Eine der bekanntesten und elementarsten Metriken im E-Mail-Marketing ist seit jeher die Open Rate. Sie soll aufzeigen, wie viele Empfänger die E-Mail überhaupt geöffnet haben.

Funktion

  • Die Öffnungsrate dient (gemeinsam mit der Klickrate) dazu, dass User Engagement einer E-Mail zu ermitteln.
  • Häufig wird sie auch genutzt, um die Qualität einer Betreffzeile im Rahmen eines A/B Tests zu bewerten. 
  • Nützlich ist die Open Rate auch bei der Identifikation von Zustellproblemen in bestimmten Segmenten.

Herausforderungen

Bei der Berechnung der Open Rate gibt es gleich drei große Herausforderungen:

  1. Opens lassen sich nicht zuverlässig tracken, weil Schutzsoftware das Zählpixel häufig blockiert oder automatisch abruft („Mail Privacy Protection“).
  2. Die Anzahl der tatsächlich zugestellten E-Mails lässt sich gar nicht ermitteln.
  3. Die inaktiven Kontakte unter den Empfängern verfälschen die Open Rate zusätzlich.
  4. Betrachtet wird allein die Unique Open Rate. Die Summe aller Opens unabhängig vom User hat keinerlei Aussagekraft.

Voraussetzungen

Zur Messung wird eine Grafik bzw. ein Zählpixel in die E-Mail eingebaut, welches beim Öffnen (so die Hoffnung) nachgeladen wird. Entsprechend funktioniert die Messung allein mit HTML-E-Mails. 

2. Click Rate (CTR)

Formel

				
					CTR = (Anzahl angeklickter E-Mails / Anzahl der zugestellten E-Mails) * 100
				
			

Bedeutung

Die Click Rate zeigt an, wie viele der Empfänger auf die E-Mail reagiert haben.

Funktion

Die Klickrate ist die zweite wirklich elementare Metrik im E-Mail-Marketing. Sie soll aufzeigen, wie viele Empfänger der E-Mail einen Link aufgerufen haben.

  • Die Click Rate hilft dabei, dass Email Engagement zu ermitteln.
  • Da sie für jeden Link separat gemessen werden kann, liefert sie umfassende Informationen zum Nutzerverhalten. 

Funktion

  • Die Klickrate dient (gemeinsam mit der Öffnungsrate) dazu, dass User Engagement einer E-Mail zu ermitteln.
  • Da sie für jeden Link separat gemessen werden kann, liefert sie umfassende Informationen zum Nutzerverhalten. 

Herausforderungen

Bei der Berechnung der Click-Through Rate gibt es ebenfalls Herausforderungen:

  1. Klicks sind oft keine echten Klicks. Sondern basieren auf Bot-Aktivitäten.
  2. Die Anzahl der tatsächlich zugestellten E-Mails lässt sich gar nicht ermitteln.
  3. Die inaktiven Kontakte unter den Empfängern verfälschen die CTR zusätzlich.
  4. Betrachtet wird allein die Unique Click Rate. Die Summe aller Klicks unabhängig vom User hat nur geringe Aussagekraft.
  5. Die Anzahl der Hyperlinks in der E-Mail kann großen Einfluss auf die CTR haben, wenn jeder Hyperlink separat in die Kalkulation einfließt. In so einem Fall sollte ein separate „Response Rate“ ermittelt werden, welche den Anteil geklickter E-Mails repräsentiert (siehe Formel).

Voraussetzungen

Zur Messung werden Hyperlinks in eine Tracking URL umgewandelt. Klickt der User darauf, öffnet sich zunächst ein Skript auf einem anderen Server. Dieses inkrementiert einen Zähler und leitet den User dann an das eigentliche Ziel. 

3. Click-to-Open-Rate (CTOR)

Formel

				
					CTOR = (Unique Clicks / Unique Opens) * 100
				
			

Bedeutung

Die CTOR zeigt an, wie viele der geöffneten E-Mails geklickt werden. Dabei spielt die Anzahl der Klicks (auch auf Links) keine Rolle.

Funktion

  • Die CTOR dient dazu, die Attraktivität des E-Mail-Inhalts aus Sicht des Empfängers zu bewerten.
  • Da sie für jeden Link separat gemessen werden kann, kann die CTOR noch spezifischere Informationen liefern.

Herausforderungen

Bei der Berechnung der CTOR gibt es einige  Herausforderungen:

  1. Opens lassen sich nicht zuverlässig tracken, weil Schutzsoftware das Zählpixel häufig blockiert oder automatisch abruft („Mail Privacy Protection“).
  2. Klicks sind oft keine echten Klicks. Sondern basieren auf Bots (Non-human Interactions).

Voraussetzungen

Zur Messung wird eine Grafik bzw. ein Zählpixel in die E-Mail eingebaut, welches beim Öffnen (so die Hoffnung) nachgeladen wird. Entsprechend funktioniert die Messung allein mit HTML-E-Mails. 

Darüber hinaus müssen zur Messung der Klicks die entsprechenden Hyperlinks in eine Tracking URL umgewandelt werden.

4) Click Reach (die Engagement-KPI, die ich am liebsten nutze)

Formel

				
					Click Reach = (Anzahl klickende User / Anzahl angemailte User) * 100
				
			

Bedeutung

Der Click Reach zeigt an, wie groß der Anteil aktiver Abonnenten ist. Deshalb wird dieser nicht für einzelne Kampagnen gemessen, sondern über einen größeren Zeitraum hinweg. Normalerweise für 3, 6 und 12 Monate.

Funktion

  • Mit Click Reach lässt sich das Email Engagement einzelner Segmente überprüfen.
  • Werden verschiedenen Zeiträume gegenübergestellt, lässt sich sogar der Engagement Churn berechnen.

Voraussetzungen

Die Berechnung von Click Reach ist mit Herausforderungen verbunden:

  1. Klicks sind oft keine echten Klicks. Sondern basieren auf Bot-Aktivitäten.
  2. Die Anzahl der tatsächlich zugestellten E-Mails lässt sich gar nicht ermitteln.
  3. Klicks müssen über einen längeren Zeitraum einem individuellen User zugeordnet werden können. Anonymisiertes Tracking macht die Berechnung von Click Reach unmöglich.

5) Email Subscriber Lifespan

Formel

				
					Subscriber Lifespan = Anzahl Abonnenten / (Anmeldungen - Abmeldungen) * 100
				
			

Bedeutung

Die Newsletter Subscriber Lifespan zeigt an, wie lange Abonnenten erhalten bleiben. Also wie stark eine Liste wächst oder schrumpft. Der Wert wird normalerweise für jeden Monat separat berechnet.

Funktion

  • Mit der Subscriber Lifespan lässt sich das Email Engagement einzelner Listen und Newsletter vergleichen.
  • Der Wert hilft auch dabei, den Lebenswert (CLV) einzelner Abonnenten zu berechnen.

Voraussetzungen

Die Berechnung der Subscriber Lifetime ist nur mit wenigen Herausforderungen verbunden:

  1. Inaktive Kontakte sollte regelmäßig identifiziert und gelöscht werden. Denn oft vergessen Abonnenten, sich abzumelden. das verzerrt die Aussagekraft dieser Metrik.
  2. Auch Hard Bounces sollten in die Kalkulation einfließen, weil auch diese das Ende einer Subscriber Lifetime signalisieren.

Kostenlose Beratung

Mit Email Deliverability verhält es sich wie mit dem Zahnarztbesuch: Hinauszögern kann sehr schmerzhaft sein. Lass uns sprechen, um präventiv geeignete Maßnahmen zu ergreifen.

Frank Rix
Frank Rix (Autor)

Fazit

Zustellbarkeit ist wie Gegenwind an der Elbe: Du kannst ihn nicht wegdiskutieren, aber du kannst dein Schiff richtig trimmen. Und das heißt: Engagement messen, das auch wirklich Engagement ist. Open Rate nur als Kompass, Click Reach als Kurs und Aktive Rate plus Churn als Frühwarnboje. Dann wird aus „Wir hoffen mal“ ein Setup, das die Inbox langfristig hält.